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Krise am Roten Meer: noch kein Grund zur Sorge für Weltwirtschaft

Schifffahrt weicht auf längere Routen aus und nimmt höhere Kosten in Kauf

Wien, 12. Jänner 2024 – Die Angriffe der Huthi auf Handelsschiffe im Roten Meer haben zu erheblichen Störungen in der Schifffahrt geführt. Die Luftangriffe der USA und ihren Verbündeten gegen die Huthis hat die Lage weiter angespannt. Reedereien sind gezwungen, die teurere und zeitaufwendigere Route um Afrika herum zu wählen. Die führende österreichische Kreditversicherung Acredia hat gemeinsam mit Allianz Trade die wirtschaftlichen Auswirkungen analysiert. „Das Rote Meer ist eine wichtige Route, ein Drittel des weltweiten Containerverkehrs und 40 Prozent des Handels zwischen Asien und Europa führt über diese Strecke“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia. „Die Auswirkungen auf die Wirtschaft halten sich derzeit noch in Grenzen, sollte der Konflikt länger dauern, dann könnte sich die Situation bei den Lieferketten verschärfen.“

Auswirkungen auf die Schifffahrt bereits spürbar

12 Prozent des Erdöls, das auf dem Seeweg transportiert wird und 8 Prozent des flüssigen Erdgases (LNG) passieren den Suezkanal. Die Attacken der Huthi zeigen bereits eine spürbare Auswirkung auf die Schifffahrt. In den zehn Tagen bis zum 7. Januar ging das Schifffahrtsvolumen in der Meerenge um -15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Auf der Bab-el-Mandeb-Straße, die in das Rote Meer führt, betrug der Rückgang sogar -53 Prozent. Die Anzahl der Transportschiffe, die den Suezkanal passieren, verringerte sich um -30 Prozent bei der Fracht und um -19 Prozent bei den Tankern. In der gleichen Zeit verdoppelte sich fast das Schifffahrtsvolumen um das Kap der Guten Hoffnung. 66 Prozent mehr Frachtschiffe und 65 Prozent mehr Tanker wählten diese Route.

Obwohl die Schifffahrtspreise und insbesondere die Frachtpreise für Container seit November 2023 deutlich gestiegen sind (+240 Prozent mit Anfang Januar), liegen die Preise immer noch bei nur einem Viertel des Höchststandes von 2021. Dies ist zum Teil auf die schwächere Nachfrage, auf die gut gefüllten Läger bei den meisten Konsumgütern und auf die freien Kapazitäten im Schifffahrtssektor zurückzuführen. Sollte sich diese Krise jedoch über das erste Quartal hinausziehen, könnten sich die Auswirkungen auf die globalen Lieferketten verschärfen.

Höhere Logistikkosten von kurzer Dauer, vorausgesetzt Konflikt wird rasch gelöst

„Die gestiegenen Schifffahrtskosten werden am stärksten in Europa und in den USA spürbar sein“, so Meierschitz. „Eine Verdoppelung der Schifffahrtskosten erhöht die Inflation in diesen Ländern um +0,7 Prozentpunkte, in China lediglich um +0,3 Prozentpunkte.“ Für die globale Inflation könnte die Kostensteigerung heuer einen Anstieg um +0,5 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent bedeuten. Das BIP-Wachstum wiederum könnte in Europa um -0,9 Prozentpunkte und in den USA um -0,6 Prozentpunkte zurückgehen. Weltweit würden sich steigende Schifffahrtskosten in einem Verlust von -0,4 Prozentpunkten für das globale BIP-Wachstum auf 2 Prozent niederschlagen.

Die gute Nachricht ist: die Lieferzeiten haben sich normalisiert und liegen nun unter dem Vor-Pandemie-Durchschnitt. Sollte sich diese Krise jedoch über mehrere Monate hinziehen, könnte das Wachstum des globalen Handelsvolumens um -1,1 Prozentpunkte auf +1,9 Prozent zurückgehen und das Risiko einer langsameren Erholung von der Rezession 2023 erhöht sich.

Europäische Energiepreise bleiben stark volatil

Die Energiepreise wirken sich stark auf die anhaltende globale Wirtschaftskrise aus, insbesondere in Europa. Nachdem die ersten Angriffe der Huthi-Rebellen gemeldet wurden, stieg der Brent-Preis, die europäische Benchmark für Öl, zwischen dem 17. und dem 22. November um nahezu 2 Prozent. Der US WTI-Preis blieb währenddessen weitgehend unverändert. Im fünftägigen Zeitfenster um dieses Datum herum stiegen auch die Erdgaspreise in Europa um +3,6 Prozent. Als Ende Dezember weitere Angriffe gemeldet wurden, kam es zu ähnlichen Belastungen. Allerdings sind die Ölpreise weiter rückläufig. Dies liegt an mehreren Faktoren: das Angebot ist höher als von den Ölhändlern erwartet, die globale Nachfrage ist instabil und es fahren weiterhin Tanker durch das Rote Meer.

„Bei den europäischen Erdgaspreisen erwarten wir kurzfristig keine größeren Auswirkungen“, sagt Meierschitz. „Die Reserven sind hoch und die Heizsaison neigt sich ihrem Ende zu.“

Foto:

Zum Herunterladen: Gudrun Meierschitz

Vorständin bei Acredia Versicherung AG

Rückfragehinweis:

Sabine Stepanek, Pressekontakt Acredia Versicherung AG

Tel.: +43 (0)5 01 02-2151, E-Mail: sabine.stepanek@acredia.at
 

Susanne Wegscheider, Agentur com_unit

Mobil: +43 664 280 16 18, E-Mail: susanne.wegscheider@comunit.at

Über die Acredia-Gruppe

Acredia ist Österreichs führende Kreditversicherung und schützt offene Forderungen im In- und Ausland im Gesamtwert von fast 33 Milliarden Euro. Acredia ist ein Tochterunternehmen von Oesterreichische Kontrollbank AG und Allianz Trade, des Weltmarktführers bei Kreditversicherungen. 2022 betrug der Umsatz der Acredia-Gruppe insgesamt 97,6 Millionen Euro.

Acredia hat sich im Rahmen des United Nations Global Compact freiwillig verpflichtet, Strategie und Geschäftstätigkeit an den universellen Prinzipien zu Menschenrechten, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung auszurichten und Maßnahmen zu ergreifen, um gesellschaftliche Ziele voranzubringen. www.acredia.at

12. Januar 2024