- Forderungslaufzeit sinkt 2018 im weltweiten Durchschnitt um 1 Tag auf 65 Tage
- Fünf EU-Länder in den „Negativ-Top-10“ schlechter Zahlungsmoral
- Österreich zählt mit durchschnittlich 49 Tagen zu den Schnellzahlern
- Weitere Schnellzahler sitzen in Neuseeland, Südafrika und der Schweiz
Das weltweite Zahlungsverhalten hat sich im vergangenen Jahr leicht verbessert. Die sogenannten „Days of Sales Outstanding“ (DSO) – also die Forderungslaufzeit zwischen Rechnungslegung und der tatsächlichen Bezahlung – waren 2018 mit weltweit durchschnittlich 65 Tagen einen Tag kürzer als noch im Vorjahr. 2017 hatte allerdings den höchsten Stand seit zehn Jahren markiert. Die leichte Verbesserung des Zahlungsverhaltens dürfte sich auch 2019 fortsetzen. Zu diesem Schluss kommt Österreichs führende Kreditversicherung Acredia in ihrer aktuellen Studie, die gemeinsam mit Weltmarktführer Euler Hermes durchgeführt wurde. Für 2019 wird darin eine Forderungslaufzeit von durchschnittlich 64 Tagen prognostiziert (minus ein Tag).
Gute Zeiten – schlechte Zeiten: Wie Wirtschaft und Unsicherheit die Zahlungsmoral beeinflussen
„In wirtschaftlich guten Zeiten drücken Unternehmen bei ihren Kunden gerne mal ein Auge zu. Sie gewähren längere Zahlungsziele und dulden auch eher eine schlechtere Zahlungsmoral“, sagt Gudrun Meierschitz, Acredia-Vorständin. „Die große Unsicherheit, die 2018 durch den Brexit, den Handelskonflikt und die plötzlich stark steigenden Handelsbarrieren entstanden ist, hat jedoch das Risikobewusstsein vielerorts wieder geschärft. Das hat zu einer stärkeren Disziplin bei den Zahlungszielen geführt. In schlechten Zeiten scheuen Unternehmen das Risiko, haben weniger Vertrauen und bringen lieber ihre Schäfchen ins Trockene. Das stößt nicht immer auf Gegenliebe, denn umgekehrt versuchen Abnehmer in schlechteren Zeiten vermehrt, ihre Zahlungsziele zu verlängern – insbesondere dann, wenn sie selbst recht knapp bei Kasse sind.“
Diese beiden gegensätzlichen Trends haben dazu geführt, dass sich der weltweite DSO-Durchschnitt nur leicht verbessert hat.
Branchen: Elektronikbranche, Maschinenbau und Baugewerbe zahlen spät
Weltweit müssen Unternehmen in der Elektronikbranche (89 Tage) sowie im Maschinenbau (86) und Baugewerbe (82) besonders lange auf ihr Geld warten. Letztere Branche war 2018 zudem von der höchsten Anzahl an Großpleiten betroffen: Im vergangenen Jahr meldeten weltweit 51 große Bauunternehmer Insolvenz an.
China: rote Laterne für Spätzahler – fünf EU-Länder in den „Negativ-Top-10“
„Die rote Laterne geht erneut an China“, kommentiert Acredia-Vorstand Ludwig Mertes die Detailergebnisse der aktuellen Studie: „Unternehmen müssen in China im Schnitt ganze drei Monate auf ihr Geld warten. Allerdings folgen nur knapp dahinter gleich fünf Mittelmeerstaaten, darunter zahlreiche Europäer. Sie sind zum Teil in schlechte alte Gewohnheiten zurückgefallen und erfüllen 2018 vielerorts das Klischee, dass Südeuropäer bei der Zahlungsmoral nicht gerade zu den Klassenbesten gehören.“
Hinter China (92 Tage) gehören Griechenland (90), Italien (86), Marokko (84), die Türkei (79) und Spanien (78) ebenfalls zu den schlechtesten Zahlern. Nach Saudi-Arabien (77 Tage) und Taiwan (74) folgen mit Frankreich und Portugal (je 73) zwei weitere europäische Staaten in den „Negativ-Top-10“. In Italien ist die Verschlechterung der Zahlungsmoral mit +5 Tagen besonders eklatant, sie ist aber auch in Frankreich, Griechenland (je +2) und Spanien (+1) spürbar.
Schnellzahler wohnen in Österreich, Schweiz, Neuseeland und Südafrika
Vorbildlich ist hingegen die Zahlungsmoral heimischer Unternehmen: Österreich landet mit durchschnittlich 49 Tagen gemeinsam mit Neuseeland (47) und Südafrika (48) in den „Top 10“, noch vor der Schweiz (50) und unseren deutschen Nachbarn (54).
Infografik: Weltweites Zahlungsverhalten
Entwicklung weltweite Insolvenzen 2019: Pressemeldung und Studie